- Keimgifte
- Keimgifte,chemische Substanzen, die direkt oder indirekt durch Auslösung von Folgereaktionen bleibende Veränderungen des genetischen Materials bewirken; insbesondere Stoffe, die Keimzellen abtöten, die Mitose und Meiose von Zellen der Keimbahn beeinflussen (Mitosegifte, zytostatische Mittel), das embryonale Wachstum stören (Teratogene) oder Mutationen erzeugen (Mutagene), z. B. durch Einbau in die Desoxyribonukleinsäure (DNA) oder durch Änderung der existierenden Basenfolge in der DNA. Viele Keimgifte wirken in Form chemischer Radikale, die als kurzlebige Zwischenprodukte im Organismus entstehen können. Mutationsauslösende Stoffe wirken deshalb als starke Keimgifte, weil Kontrollgene der Eizellreifung und Embryonalentwicklung geschädigt werden können, Mitosegifte, weil sie die schnell ablaufenden Zellteilungen während Keimzellreifung und Embryonalentwicklung stören. Die unterschiedliche Gefährdung der Geschlechter durch Keimgifte beruht darauf, dass bei Frauen schon zur Zeit der Geburt alle Eizellen in den Eierstöcken angelegt sind, Männer dagegen während der gesamten geschlechtsreifen Phase ständig neue Samenfäden (Spermien) bilden. Potenzielle Keimgifte werden durch unterschiedliche Testverfahren, z. B. den Ames-Test auf Mutagenität und in Tierversuchen auf keimschädigende Wirkung untersucht.
Universal-Lexikon. 2012.